Osteuropa-Studien Bern-Fribourg

Familie im östlichen Europa: zwischen Gesellschaft, Politik und Alltag

Donnerstag, 05.10.2023

Von der Gebürtigkeit zur Frauenverwandtschaft. Hebammen als Mittlerinnen in Bosnien Herzegowina 1878

Donnerstag, 05.10.2023, 18:15 Uhr | Dr. Sara Bernasconi (Zürich) Die habsburgische Verwaltung versuchte während ihrer Verwaltungszeit in Bosnien-Herzegowina (1878-1918) über die Hebammen in Kontakt mit den lokalen Frauen zu kommen – mit unbeabsichtigten Nebenwirkungen, die eine sogenannte Familien-Geschichte entscheidend erweitern. Anhand von Beispielen aus der Forschungsarbeit «Habsburgs Hebammen in Bosnien-Herzegowina» zeigt das Referat verschiedene Formen der Zugehörigkeit von Frauen zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Bosnien-Herzegowina.

Donnerstag, 19.10.2023

Between carelessness and ignorance. Women, sexuality and family planning in Yugoslavia (1918 – 1991)

Donnerstag, 19.10.2023, 18.15 Uhr | Dr. Ivana Dobrivojević Tomić (Belgrad) This talk will address the neglected subject of Yugoslav state policy and practice surrounding family planning, birth control (abortion, contraception), and reproductive health of the population both during the inter-war and post-war period. Furthermore, it will explore the connected emancipation and position of women, liberation of sexuality and relations between the sexes, as well as the issue related to attempts to introduce sex education in school curricula.

Donnerstag, 02.11.2023

Sozialistische Vaterschaft - Vaterschaft im Sozialismus. Kommunistische Zukunftsvorstellungen und familiärer Alltag in Ostmitteleuropa

Donnerstag, 02.11.2023 | Dr. Peter Hallama (Paris) Seit Mitte des 19. Jahrhunderts griffen MarxistInnen und SozialistInnen die Figur des Familienvaters an. Mit seiner Macht, über das Familieneigentum zu verfügen und es zu vererben, symbolisiere er Kapitalismus und Patriarchat gleichermaßen. Beide Phänomene sollten auf dem Weg in die kommunistische Gesellschaft überwunden werden, sodass sich die Frage stellt, was einen Vater in Utopia ausmacht. Was bedeutete Vaterschaft für Sozialistinnen und Sozialisten? Und was bedeuteten Sozialismus und das sozialistische Ideal der Gleichberechtigung für Väter? Dieser Vortrag zeigt unterschiedliche Wege einer Ideen- und Alltagsgeschichte sozialistischer Vaterschaft auf und beleuchtet sowohl theoretische Überlegungen zur «Umerziehung» der Männer, konkrete Politiken kommunistischer Parteien, die auf neue Formen väterlicher Praxis abzielten, als auch alltägliche Dynamiken in Familien.

Donnerstag, 16.11.2023

The family above all? Family policies in Hungary from the late-socialist era to the Orbán regime

Donnerstag, 16.11.2023 | Prof. Dr. Dorottya Szikra (Wien/Budapest) The presentation will discuss the long trajectory of the institutional and ideational development of Hungarian family policies from the state socialist era until the present-day right-wing populist Orbán-regime. It will show how the historically developed family-oriented welfare state continued into the times of EU-accession. The talk will conclude with explaining how the current government makes use of the long-existing idea and institutions related to "the Hungarian family" to pursue its traditionalist ideology and secure its increasingly authoritarian rule.

Donnerstag, 30.11.2023

"Die Keimzelle der Gesellschaft": Familie und Politik im kommunistischen Bulgarien

Donnerstag, 30.11.2023 | Prof. Dr. Ulf Brunnbauer (Regensburg) Den Kommunist*innen wurde oft eine familienfeindliche Haltung zugeschrieben - für jene in Bulgarien galt das definitiv nicht, ganz im Gegenteil unternahm der sozialistische Staat massive Anstrengungen, um die Familie zu stärken, die dafür wichtige Aufgaben übernehmen sollte. In den 1970er und 1980er intensivierte sich die Familienpropaganda im Zuge der staatlichen Versuche, die Geburtenrate zu erhöhen. In meinem Vortrag werde ich die dabei entstehenden Ambivalenzen und Widersprüche, etwa in Bezug auf die Gleichberechtigung der Frauen, und bis heute wirkende Folgen diskutieren.

Donnerstag, 14.12.2023

Traditionelle Familie als Zukunft der Nation? Zur Ambivalenz der Familien- und Geschlechterkonstruktionen im heutigen Polen

Donnerstag, 14.12.2023 | Dr. Agnieszka Balcerzak (München) Um Familie und Geschlechterkonstruktionen in Polen tobt seit langem ein weltanschaulicher Streit. Die rechtsgerichteten Kräfte im Land, allen voran die national-konservative Regierung und die katholische Kirche, begreifen sich als Avantgarde einer neuen Familien- und Geburtenpolitik, die auf soziale Versprechen, Ideologie und eine restriktive Geburtenregelung setzt, um gegen das „Europa der leeren Babybetten“, „unfruchtbare Beziehungen“ und die „Gender-Ideologie“ anzukämpfen. Gegen diese populistische Politik der „Loyalitätsbeschaffung durch Massenklientelismus“ und die immer aggressiver werdenden Angriffe auf die Gender-Bewegung, die als Verstoß gegen die göttliche Ordnung und ein Angriff des Westens auf die „polnische Identität“ dämonisiert wird, formiert sich zunehmend Protest feministischer sowie queerer Milieus und befeuert den Kampf entlang gesellschaftlicher, politischer und weltanschaulicher Konfliktlinien.